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Kleine Bahn im Umbruch
Wenig wird über die OeBB berichtet. Mit ihren 4.1 Kilometern Streckenlänge steht die die zweitkürzeste Bahnlinie der Schweiz nicht im nationalen Scheinwerferlicht. Um die Jahrtausendwende letztmals von einer Stilllegung bedroht, hat sie sich heute einen festen Platz im öffentlichen Verkehr am Jurasüdfuss erarbeitet. Gegenwärtig läuft ein Modernisierungsprogramm, welches bauliche und technische Komponenten beinhaltet. So wurde der Bahnhof Balsthal in den letzten Jahren behindertengerecht umgebaut: Durch die Verkürzung von Gleis 1 entstand ein hohes Perron, das einen ebenen Einstieg ins niederflurige "Domino"-Fahrzeug ermöglicht. Ein neuer Kiosk, ein neuer Bahnhofseingang und drei Fahrbuchten für die Postautos geben heute ein freundliches, sauberes Erscheinungsbild ab.
Derzeit laufen die Bauarbeiten für ein Hochperron am Bahnhof Klus. In Oensingen ist die Situation wegen der unterschiedlichen Haltungen der Beteiligten komplex, wie Direktor Markus Schindelholz in seinem Referat ausführte. Die OeBB versucht mit der Gemeinde und den SBB eine Lösung zu finden, auch hier einen ebenen Einstieg in den "Domino" zu ermöglichen. Die Konzession der OeBB ging 2004 an die SBB über, die wiederum die OeBB mit der Transportleistung beauftragte. Direktor Schindelholz stellte in seinem packenden Vortrag die breiten Arbeitsfelder seiner kleinen Bahn vor: Nebst dem regionalen Personenverkehr gehören zum Angebotsspektrum Touristik- und Eventfahrten mit dem historischen Rollmaterial in die ganze Schweiz (u.a. mit dem roten Pfeil oder der Mallet-Dampflokomotive), hinzu kommt ein beachtlicher Güterverkehr. Wichtigsterer Kunde ist Marti Tunnelbau in der Klus mit Ganzzügen, daneben leistet die OeBB Kehricht- und Papier- und Holztransport im Einzelwagenladungsverkehr.
Ein Rundgang durchs Depot und ein schmackhaftes Mittagessen im Speisewagen, offeriert von den BLS, schlossen den Vormittag ab.
In den Klüften des Jura
Der Weissensteintunnel, am anderen Ende des "Thals" gelegen, das sich von Balsthal bis Gänsbrunnen erstreckt, prangte im Verlauf der letzten zwei Jahre auf den Titelseiten der Mittelland-Presse. Mit dem letztjährigen Entscheid des BAV, eine Sanierung durchzuführen, wird der Tunnel die nächsten 25 Jahre betrieben werden können. Die BLS steht vor einer grossen Aufgabe aus dem Erbe des einverleibten Regionalverkehr Mittelland (RM).
Zunächst begaben sich die BahnJournalisten auf eine Innenschau: In Gänsbrunnen stand der Verein Tunnelkino mit seinem blauen Triebwagen (ex SOB) und den offenen Anhängern bereit, eine luftige Fahrt in den Weissensteintunnel begann. Einige Mitglieder wickelten sich in Wolldecken ein, andere versuchten, mit Blitzlicht die Dunkelheit zu vertreiben. In der Tunnelmitte hielt der Zug, um auszusteigen und einen spektakulären Umtrunk zu sich zu nehmen. Die Klüfte des Juras bringen es mit sich, dass das Wasser an der Erdoberfläche versickert und sich seinen Weg durch das Kalkgestein sucht. Eine Quelle in einer Tunnelnische liefert reines Trinkwasser, welches mittels einer Schöpfkelle in Absinthgläser gefüllt wurde. Freudig wurde auf die vorerst gesicherte Zukunft der Linie angestossen. BLS-Projektleiter Martin Isler referierte anschliessend "Schalterbuffet" am Bahnhof Oberdorf über den Verlauf der Sanierung, Miriam Zürcher von der BLS Kommunikation war als Ansprechperson für die BahnJournalisten ebenfalls zugegen. Eindrücklich legte der Bauingenieur dar, welche Ausbesserungs-Varianten in Erwägung gezogen wurden und mit welchen technischen und rechtlichen Schwierigkeiten dieses auf mehrere Jahre angelegte Bauvorhaben konfrontiert ist. So sind der stellenweise hohe Bergdruck und die gestiegene Anforderungen an das Lichtraumprofil zwei von etlichen Aspekten, die Martin Isler mit seiner Abteilung in die Planung einbeziehen.
Eine gut gelaunte und um einige Erfahrungen und Informationen reichere BJS-Reisegruppe erreichte gegen Abend den Bahnhof Solothurn, wo die Tagesreise zu den beiden Nebenschauplätzen offiziell beendet wurde.
Text: Lorenz Degen
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